A... ohne Grenzen - Auf vollen Touren ins Abenteuer!

sofort zurueck!

                                                                        

Es begann an einem ganz gewoehnlichen Donnerstag. Die Sonne brannte heiss von einem unbeschwert wolkenlosen Himmel auf das afrikanische Dschungelcamp, derweil der Nongoma (witch doctor) auch fuer die kommende Zeit einen dauerhaften Hochdruckkern prophezeite. Was wollte Mann mehr. Meine verschlissene Karte war schon laengst mit allen Koordinaten einer langen Reise bestueckt und wartete ungeduldig auf ihren Einsatz. Jetzt oder nie. Der Zeitpunkt fuer meine, von langem Arm geplante, Expedition nach Otjilamarene war endlich gekommen. Gesagt, getan! 

Kurzerhand befuellte ich alle Tanks meines Toyota-Rotels und machte mich auf den gefahrvollen Weg. Zunaechst in die nahegelegene Stadt, denn vor allen Dingen brauchte ich Sponsoren.  Aber Sponsoren waren duenn gesaet in dieser gottverlassenen Gegend. Der Feinkosthaendler meines Vertrauens winkte nur ab, die ansaessige Versicherungsagentur hatte auch kein Geld.

                                       

Zu guter Letzt hatte ich Glueck und gewann die Autovermietung Herdz fuer mein Projekt.
Mit  achtzehn Aufklebern  "Mann faehrt mit Herdz -  Nimm mich!" fuhr ich davon. Ich trommelte auf die Schnelle noch drei zahlende Mitfahrer, mit der erhofften Faehigkeit zur Erstbegehung in (aus)weglosem Gelaende, zusammen. Dazu besorgte ich eine Wagenladung Proviant und Ersatzteile und liess einen schicken Heckspoiler anmontieren.  Abenteuer, ich komme!

                                

Wir machten uns auf den beschwerlichen Weg, und anfaenglich verlief alles nach Plan. Das Wetter hielt und die wilden Tiere wollten nur spielen. Sie verfolgten uns zwar mit Speichelfluss und unglaeubigen Kopfschuetteln, aber ich war entschlossen und unbeirrbar.

Moerderischen Tagesstrecken folgten froehliche Abende um das Lagerfeuer. Wir campierten in naturbelassenen traditionellen Wellness-Oasen, goennten uns die kleine Aromatherapie zwischendurch, gelegentlich auch mal ein mondaenes Hotel. Die Welt war komplett in Ordnung.

                  

Doch ploetzlich wendete sich das Blatt und eine tragische Entwicklung nahm ihren Lauf. Zuerst verliess uns die einzige Frau an Bord. Ihr war die Begeisterung fuer schnarchende Mitfahrer komplett abhanden gekommen und wir setzten sie ab unter dem Schild: "Letzte Ausfahrt fuer Nutzfahrzeuge". Schon wenige Tage spaeter musste ich leider meinen zweiten Mitfahrer aussetzen, der unter schweren Alkoholismuszeichen zur Belastung  dieser anspruchsvollen Expedition zu werden drohte. Und das war noch nicht das Ende.

Auch in den folgenden Wochen hatte ich kein Glueck, und dann kam auch noch Pech hinzu. Sintflutartiger Regen setzte ein, mit tiefen unuebersichtlichen Wasserdurchfahrten. Hier verlor ich auch noch meinen letzten Begleiter, welcher beim Abschreiten einer tiefen Wasserfurt ein schlafendes Krokodil uebersah. Mein einziger Trost, alle Mitfahrer hatten vorweg bezahlt.

Auch fuer Fleisch musste ich jetzt selbst sorgen. Die einheimische Bevoelkerung sah meinen Einkauf ohne Supermarkt aber in sehr freundlichem Licht.

                                     

Mittlerweile befand ich mich, abgeschlagen, in einem Bereich weit ausserhalb meiner Karte.

Ich fragte daher einen Baboon nach dem Weg. Der freche Kerl zeigte mir absichtlich die falsche Richtung - und nahm sogar noch Geld dafuer! Unverzeihlich. Der sollte sich schaemen!!

                                                     

 

Es regnete weiter in Stroemen als ein eher unerwuenschtes Ereignis, welches in ursaechlichem Zusammenhang gesehen werden musste, schlagartig eintrat:

                                  

Mein Auto verlor den Grund und versank mit aller Ausruestung direkt vor meinen entsetzten Augen. Ein Schock! Guter Rat war teuer und Boote nur eine wirklichkeitsfremde Taeuschung der Sinne. Was nun?! Zur Hilfe eilender Einheimische versuchten wirklich alles, die Expedition durch Ausgraben zu retten, aber die Situation verschlechterte sich zusehends.

Die Einheimischen, die alles konnten - ausser Hochdeutsch - waren schlichtweg ueberfordert. Entschlossen begab ich mich in das nahegelegene Dorf und akquirierte neue Hilfskraefte, von denen einige aber schon beim Anwerben gestuetzt oder getragen werden mussten.

                                

Letztendlich aber vergeblich. Ich wollte wirklich nur ihr Bestes, aber das gaben sie mir nicht. Erste Verletzte waren schon zu beklagen und guter Rat teuer.

Wie das Schicksal es so wollte, blieb auch ich nicht verschont.

Ein seit Jahren bekannter eingewachsener Nagel am grossen Zeh des linken Fusses zwang mich zur Untaetigkeit. Schlimmer noch, ich konnte nur, ich musste geradezu den weiteren Weg liegend transportiert werden. Das fand ich jetzt stilvoll und mehr als angemessen. Aber wie sollte das gehen. Mir kam die zuendende Idee: die Herdz-Autovermietung, deren Werbung ich ja schliesslich trug. Jawoll! Sie sollten mir sofort ein Ersatzfahrzeug hierher stellen! Umgehend! Geht doch bestimmt! Muss gehen!

Ueber den lokalen Telegraphenbetreiber, mit seiner 54-Zoll Boabab-Buschtrommel fuer Ferngespraeche, versuchte ich, den Kontakt mit deren Hotline aufzunehmen. Es gelang zunaechst. Nach gefuehlten Stunden in der Warteschleife, unter den Klaengen von "Faehrt ein weisses Schiff nach Hongkong", endlich eine rettende suess-saeuselnde weibliche Antwort: "Wenn Sie einen unserer Kundenberater sprechen wollen, dann waehlen Sie bitte die 1, wenn Sie ...".  NEIN!! Der einheimische Buschtrommel-Telegraphenbetreiber uebersetzte die ganze Zeit mit unglaeubig entglittenen Gesichtszuegen: "Die spinnen, die Weissen!".

Es gab also keine andere Wahl: Ich musste den Rest des Weges, schon wegen meiner schweren Beeintraechtigung,  alternativ bewaeltigen: Es war auf einer Vorrichtung aehnlich einer Liege, mit Taschenkissen und Segelklappen, mit Sonnenblende und Kuehlung im Kopfbereich, die meine lokalen Helfer bereitstellten. Auf ihr konnte ich meine verletzte Extremitaet angemessen lagern. Himmel sei Dank!

                   

Meine ramponierten, teilweise arg geschundenen und entkraefteten Begleiter, konnten mich nun behutsam, unter leichten Pumpbewegungen, problemlos ans Ziel tragen. Puh, ich hatte es geschafft, endlich: Vor mir lag der Kongo!

                

Voellig entkraeftet kam ich in Otjilamarene  an  und begab mich direkt ins angrenzende Lazarett, wo mich junge Schwestern, die (auch medizinisch) gut ausgebildet waren, in Empfang nahmen und mich aufopfernd professionell gesund pflegten.

Schon nach wenigen Monaten konnte ich wieder lachen und der Welt die Schneidezaehne zeigen.

                                                                             

Ich war wieder ganz der alte und folgte ohne Umwege dem Ruf meiner Bestimmung.

In der Folgezeit linderte ich unzaehlige Leiden, rettete ganze Menschenleben und unterrichtete Schwesternschuelerinnen in der Albrecht-Schweizer-Pflegetechnik. Aus allen ist irgendetwas geworden -  manche wurden sogar Krankenschwestern!

                      

Ich denke noch oft an diese Zeit zurueck, die mir eines klar gemacht hat: "Wenn du weisst, was du willst, dann musst du machen, dass du hinkommst." So oder so aehnlich. Genau verstehe ich diese Philosophie auch nicht, aber ich habe mich dran gehalten.

Und damit endet die unglaubliche Geschichte einer gefahrvollen Expedition durch den schwarzen Kontinent nach Otjilamarene.

Es gruesst Euch alle herzlich

"der mit dem Leoparden tanzt"

01.April 2011    jetzt zurueck